Studie aus London

Wir bringen den "London-Effekt" nach Österreich

In den ausgehenden 1990er Jahren erreichten Schüler:innen der öffentlichen Schulen in London, insbesondere jene in der Innenstadt, sehr schlechte Lernergebnisse. Bandenwesen, Drogen, Gewalt und Radikalismus bestimmten viele dieser Schulen. Nach gesetzten Schulqualitätsinitiativen, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen der Schuleffektivitätsforschung beruhten, überragen heute die Schulen Londons jene im Rest des Landes. Dieses Phänomen ist unter dem Begriff “London-Effekt” bekannt geworden und hat weltweite Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

“Der Schulleiter einer erfolgreichen öffentlichen Schule in einer der ärmsten Londoner Bezirke zeigte mir ein Buch und meinte: ‘Das benötigst du, das sollten alle Lehrer kennen’.”
– HS-Prof. Dr. Roland Bernhard


In London befindet sich heute der höchste Anteil von öffentlichen Schulen, die von der offiziellen Schulinspektionbehörde Ofsted mit „hervorragend“ (outstanding) beurteilt werden. Bei den nationalen Prüfungen zur mittleren Reife erzielten die Schüler:innen von benachteiligten Familien aus London die besten Ergebnisse im ganzen Land.

Im Forschungsprojekt School Quality & Teacher Education, welches vom österreichischen Fonds für Wissenschaft und Forschung finanziert wurde, konnte Prof. Dr. Roland Bernhard viele Schulen in London besuchen, die sich im Zuge des London Effekts sehr stark verbessert haben.

Dabei hat er Interviews mit den Protagonisten der Verbesserungsinitiativen geführt und dazu befragt, was die zentralen Hebel für die Qualitätssteigerungen in ihren Schulen waren, wie sie ihre Schule organisieren, was ihnen bei der Leitung der Schule wichtig ist, auf welche Weise die Lehrpersonen an den Schulen weiterentwickelt werden, wie es ihnen gelingt, für qualitätsvollen Unterricht an ihrer Schule zu sorgen und vieles mehr.

Beispiel St. Paul's Way
Trust School

Im Rahmen des Projekts wurde beispielsweise die St. Paul’s Way Trust School besucht. Die Schule befindet sich in Tower Hamlets (London) und ist eine typische “Brennpunktschule”. 65 % der Schüler:innen dieser Schule galten 2017 als benachteiligt, 81,8 % der Schüler:innen hatten Englisch nicht als Muttersprache.

Die Schule wurde 2009 in einer Inspektion der Schulbehörde Ofsted mit der schlechtesten Note „inadequate“ (= ungenügend) beurteilt. Unter einem neuen Direktor verbesserte sich die Schule innerhalb kurzer Zeit allerdings so drastisch, dass sie bereits im Jahr 2013 in einer neuerlichen Inspektion von Ofsted in allen Kategorien mit „outstanding“ (= hervorragend) beurteilt wurde. Gute Unterrichtstechniken und die ständige Arbeit an der Verbesserung des Unterrichts in der Schule waren die zwei Hauptzutaten ihres großen Erfolgs.

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